JUG Saxony Stories

Das Interview mit Mirjam – Scrum Master und Agile Coach bei tracetronic

Hinter all unseren innovativen und erfolgreichen Fördermitgliedern stehen kreative, motivierte und wissbegierige Mitarbeitende. Wie spannend und vielfältig die Wege zu einem Job im IT-Bereich sein können, ist Gegenstand unserer Reihe „JUG Saxony Stories“.

Heute stellen wir Euch Mirjam, Scrum Master und Agile Coach bei tracetronic vor. Viel Freude beim Lesen!

Das komplette Interview kannst Du als PDF downloaden: Scrum Master und Agile Coach – Mirjam Schönfeld im Interview (PDF)

Alles für mein Team

Stell Dich gerne einmal vor.

Mirjam: Ich heiße Mirjam, bin 28 Jahre alt und habe in Leipzig, Grenoble und Nürnberg mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Organisationspsychologie studiert. Ich bin ausgebildete Scrum und OKR Masterin. Vor 3 Jahren bin ich in meine Heimatstadt Dresden zurück gekommen und seitdem im IT-Umfeld unterwegs. Konkret arbeite ich jetzt als Scrum Master und Agile Coach bei der tracetronic GmbH.

WIE STARK IST DEINE AFFINITÄT ZUR IT?

Mirjam: Tatsächlich habe ich persönlich keine Leidenschaft für IT. Es ist eher so, dass die Menschen um mich herum, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite, diese Leidenschaft teilen.

Für meine Arbeit als Scrum Master hat es keinen Einfluss, ob ich IT-affin bin oder nicht, denn meine Tätigkeiten an sich sind sehr variabel und branchenunabhängig. Das Gute ist, dass die Arbeitsweise in der IT agil geprägt ist bzw. Menschen mit hoher IT-Affinität gerne agil arbeiten.

WIE WAR DENN DEIN WEG ZUM SCRUM MASTER BZW. AGILE COACH?

Mirjam: Dass ich Scrum Master werden möchte, war zu Beginn meiner Karriere noch gar nicht klar. Ich wusste auch nicht, was das überhaupt ist und wozu man das braucht.

In meinem Masterstudium mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Organisationspsychologie hatte ich die ersten Berührungspunkte mit agilen Methoden, speziell bei den Themen Organisationen und Change Management. Wenn man jedoch die Methoden nur in der Theorie hört, dann klingt das sehr abstrakt.

Erlebt habe ich Scrum und agile Methoden als ich nach meinem Studium in einem größeren Konzern im Bereich Talente Entwicklung gearbeitet habe. Dort war es meine Aufgabe Scrum im Auszubildendenbereich einzuführen und zu schauen, ob es dort von Nutzen ist.

Letztendlich hat mich mein Skillset in das IT-Umfeld gebracht, das hier im Unternehmen gebraucht wird.

WAS REIZT DICH AN DEM THEMA AGILITÄT?

Mirjam: Mich reizt es, dass das agile Arbeiten reflektierend ist. Wir hinterfragen Dinge und nehmen sie nicht einfach an. Wir überdenken und passen uns an die jeweilige Situation an. Es gibt kein Standard-Vorgehen. Es sind alle bereit, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Für dieses Weiterentwickeln gibt uns das agile Vorgehen ein gutes Rahmenwerk mit.

Als weiteren großen Vorteil sehe ich das Selbstverständnis vom Experimentieren und iterativen Vorgehen. In unserem Umfeld muss es nie sofort die perfekte Lösung geben, sondern auch minimale Anpassungen helfen uns weiter.

WIE SIEHT DEIN AUFGABENBEREICH AUS?

Mirjam: Tatsächlich gibt es keinen klar definierten Aufgabenbereich. Aktuell begleite ich drei Teams in zwei Produktwelten und bin dafür verantwortlich, dass sie effizient arbeiten können und zufrieden sind. Ich arbeite mit den einzelnen Teammitgliedern, mit dem gesamten Team, über Teamgrenzen hinweg und zwischen den Teams. Ich kann, so wie der Scrum Guide es vorgibt, nahe am Prozess vorgehen, kann aber auch in die Rolle einer agilen Beraterin reinrutschen und mit dem Team gemeinsam Ideen generieren.

Ich bin Moderatorin und gleichzeitig auch Mediatorin, um Konflikte im Team und zwischen den Teams zu lösen. Als Coach stoße ich Reflektion an, damit das Team von selbst und mit mir zusammen sich und seine Arbeit überdenkt. Darüber hinaus begleite ich auf strategische Ebene, dass die Teambedürfnisse mit dem Firmenbedürfnissen in Einklang sind und ggf. teamseitige oder organisationsbezogene Entwicklungsmaßnahmen initiiert werden.

Das Schwierige bei der Tätigkeit eines Scrum Masters ist, dass seine Erfolge und seine Wirksamkeit nicht an harten Faktoren gemessen werden können. Ich kann mich aber daran messen, ob ich das Team in seiner Produktivität und in seiner Effizienz unterstützen kann. Ich übernehme Aufgaben für mein Team, damit es keine Ressourcen dafür aufwenden muss, sondern sich auf seine Arbeit konzentrieren kann.

GIBT ES EINEN TYPISCHEN ARBEITSTAG?

Mirjam: Nein, zum Glück ist jeder Tag anders. Also grundsätzlich orientiert sich mein Tagesablauf an den (Regel-)Terminen der Teams. Ich muss jedoch offen dafür sein, was mein Team gerade beschäftigt und darauf reagieren können. Das können ganz kleine Dinge sein bis hin zu größeren Veränderungen, weil wir z. B. das Produkt neu ausrichten oder jemand das Team verlässt.

Gedanken-Experiment: Wenn es den Scrum Master nicht gäbe, dann würden seine Tätigkeiten vom Team übernommen werden, also würden Team-Ressourcen in Anspruch genommen werden. Dadurch wird das Team langsamer, die Produktergebnisse schlechter, vielleicht sinkt sogar die Zufriedenheit. Anpassungen an Verhaltensweisen und Prozessen würden erst dann gemacht werden, wenn die Akzeptanz überschritten ist oder Schmerzen entstehen. Auch die Proaktivität, Dinge zu ändern, zu reflektieren, voran zu gehen, würde ein bisschen abnehmen. Deswegen macht es Sinn, dass diese Rolle existiert.

IST DIE ARBEIT MIT MENSCHEN AUCH DAS, WAS DIR AM MEISTEN SPASS MACHT?

Mirjam: Ja, auf jeden Fall. Die Interaktion mit Menschen und auch dass ich einen Impact auf das Produkt habe. In der Umgebung, in der ich jetzt gerade bin, haben wir einen relativ hohen, agilen Reifegrad. Das heißt, dass grundsätzlich bei allen Mitarbeitenden ein Reflektionsverständnis vorhanden ist. Für sie ist es schon fast selbstverständlich, sie haben Lust drauf, sich zu bewegen, sich zu verändern. Und das ist total cool, weil wir nicht erst eine Hemmschwelle überwinden müssen, sondern bereit und offen für Veränderungen sind, und dann können wir an den tatsächlichen Problemen arbeiten.

Was auch wichtig ist – und das ist vielleicht auch der Unterschied vom Scrum Master zum Agile Coach bzw. zum Consultant – dass ich mein Team langfristig und kontinuierlich begleite. Angefangen von „Wir beobachten etwas oder wir erkennen eine Auffälligkeit“ bis hin zu „Wir lassen gemeinsam Iterationen fahren, um uns zu verändern“, gehen vielleicht noch mal zwei Schritte zurück, aber beobachten den gesamten Zeitraum, wie verändert sich mein Team, wie verändert sich der Outcome, wie verändert sich die Zusammenarbeit. Das ist total schön, zu sehen. Dass man also nicht nur gerufen wird, wenn Schmerzen da sind und danach wieder geht. Und was ich mag, ist, dass es nicht den einen Weg gibt bzw. nur der eine richtig ist.

Jede Interaktion mit einem Teammitglied oder mit einem Team ist anders. Man handelt immer situativ und bedürfnisorientiert. Ich habe oft erlebt, dass eine Maßnahme bei einem Team total gut greift und bei einem anderen Team funktioniert sie gar nicht.

WELCHE SKILLS HELFEN DIR HEUTE, IN DEINEM JOB DAS ZU TUN, WAS DU TUN MUSST?

Mirjam: Grundsätzlich ist es so, dass man empathisch sein sollte und gut zuhören kann, um Bedürfnisse der einzelnen Personen bzw. des Teams heraus zu spüren. Sowas kann man nicht lernen. Natürlich kann man sich das antrainieren, aber das muss, denke ich, in einem verankert sein.

Ich bin nahbar und verstehe mich genauso als Teil des Teams wie ein Entwickler. Darüber hinaus helfen z. B. insbesondere Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeiten, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und Abstraktionsfähigkeiten.

Im Studium habe ich viel darüber gelernt, wie Teams miteinander interagieren und wie ein einzelnes Individuum seine Bedürfnisse in einem gesamten Team platziert. Wie können wir das Miteinander ausgleichen, so dass jeder gehört wird. Auch Themen wie Konfliktmanagement und Mediation wurden gelehrt. Wie begleite ich Teams durch einen Change-Prozess. Wir leben ja ständig in Veränderung. Wie bekommt man Teams überhaupt dazu, sich verändern zu wollen?

Es ist aber nicht so, dass das, was ich im Studium gelernt habe, genau das ist, was ich 1 zu 1 umsetze. Ich lerne jeden Tag dazu und tausche mich mit anderen Scrum Master aus, hole mir Input von anderen und das hilft total weiter.

WAS MÖCHTEST DU JEMANDEM, DER AUCH SCRUM MASTER WERDEN MÖCHTE, MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Mirjam: Ich habe sehr interdisziplinäre Kollegen, d. h. du kannst dich aus verschiedenen Richtungen der Rolle annähern. Zunächst ist es gut, eine Ausbildung, ein Studium, einen Werdegang zu haben, der sowohl ein technisches oder prozessuales Verständnis als auch psychologisch didaktische Fähigkeiten stärkt.

IT sind nicht nur Nullen und Einsen. Lass dich nicht von der Branche abschrecken. Sie ist viel mehr als nur Coden. Du kannst deine Fähigkeiten und Skills überall einbringen.

Konzentrier dich darauf, worauf du Lust hast und was Du kannst. Du musst auch nicht alles können. Hauptsache du bist offen, empathisch und hast ein Grundverständnis von Methoden.

Du kannst selbst entscheiden, an welchen Stellen du mehr interagieren und tiefer einsteigen willst. Du kannst ziemlich viel selbst entscheiden, wo dich dein Weg hinbringen wird.

Und lass dich nicht abschrecken von irgendwelchen vagen Formulierungen in einer Stellenausschreibung. Mit deinen Fähigkeiten kannst du überall ein Impact leisten.

WOHIN SOLL DEIN WEG IN DER ZUKUNFT FÜHREN?

Mirjam: Das Schöne an der agilen Welt ist ja, dass man jeden Tag das machen kann, was man gerade für wichtig und notwendig erachtet und was einem Spaß macht und dass das morgen etwas ganz anderes sein kann als das gestern. Deswegen weiß ich gar nicht, was kommen wird und wo es mich hin entwickeln wird. Ich weiß, dass ich zu jederzeit eine Art Impact liefern kann und werde.

Hinweise

Das Interview führten Christiane Mantke und Torsten Busch von der JUG Saxony mit Mirjam Schönfeld am 19. Januar 2023. Wir bedanken uns für das freundliche Interview und die aufgebrachte Zeit.

JUG Saxony Stories

Das Interview mit Mirjam – Scrum Master und Agile Coach bei tracetronic

Hinter all unseren innovativen und erfolgreichen Fördermitgliedern stehen kreative, motivierte und wissbegierige Mitarbeitende. Wie spannend und vielfältig die Wege zu einem Job im IT-Bereich sein können, ist Gegenstand unserer Reihe „JUG Saxony Stories“.

Heute stellen wir Euch Mirjam, Scrum Master und Agile Coach bei tracetronic vor. Viel Freude beim Lesen!

Das komplette Interview kannst Du als PDF downloaden: Scrum Master und Agile Coach – Mirjam Schönfeld im Interview (PDF)

Alles für mein Team

Stell Dich gerne einmal vor.

Mirjam: Ich heiße Mirjam, bin 28 Jahre alt und habe in Leipzig, Grenoble und Nürnberg mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Organisationspsychologie studiert. Ich bin ausgebildete Scrum und OKR Masterin. Vor 3 Jahren bin ich in meine Heimatstadt Dresden zurück gekommen und seitdem im IT-Umfeld unterwegs. Konkret arbeite ich jetzt als Scrum Master und Agile Coach bei der tracetronic GmbH.

WIE STARK IST DEINE AFFINITÄT ZUR IT?

Mirjam: Tatsächlich habe ich persönlich keine Leidenschaft für IT. Es ist eher so, dass die Menschen um mich herum, mit denen ich tagtäglich zusammenarbeite, diese Leidenschaft teilen.

Für meine Arbeit als Scrum Master hat es keinen Einfluss, ob ich IT-affin bin oder nicht, denn meine Tätigkeiten an sich sind sehr variabel und branchenunabhängig. Das Gute ist, dass die Arbeitsweise in der IT agil geprägt ist bzw. Menschen mit hoher IT-Affinität gerne agil arbeiten.

WIE WAR DENN DEIN WEG ZUM SCRUM MASTER BZW. AGILE COACH?

Mirjam: Dass ich Scrum Master werden möchte, war zu Beginn meiner Karriere noch gar nicht klar. Ich wusste auch nicht, was das überhaupt ist und wozu man das braucht.

In meinem Masterstudium mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Organisationspsychologie hatte ich die ersten Berührungspunkte mit agilen Methoden, speziell bei den Themen Organisationen und Change Management. Wenn man jedoch die Methoden nur in der Theorie hört, dann klingt das sehr abstrakt.

Erlebt habe ich Scrum und agile Methoden als ich nach meinem Studium in einem größeren Konzern im Bereich Talente Entwicklung gearbeitet habe. Dort war es meine Aufgabe Scrum im Auszubildendenbereich einzuführen und zu schauen, ob es dort von Nutzen ist.

Letztendlich hat mich mein Skillset in das IT-Umfeld gebracht, das hier im Unternehmen gebraucht wird.

WAS REIZT DICH AN DEM THEMA AGILITÄT?

Mirjam: Mich reizt es, dass das agile Arbeiten reflektierend ist. Wir hinterfragen Dinge und nehmen sie nicht einfach an. Wir überdenken und passen uns an die jeweilige Situation an. Es gibt kein Standard-Vorgehen. Es sind alle bereit, sich gemeinsam weiterzuentwickeln. Für dieses Weiterentwickeln gibt uns das agile Vorgehen ein gutes Rahmenwerk mit.

Als weiteren großen Vorteil sehe ich das Selbstverständnis vom Experimentieren und iterativen Vorgehen. In unserem Umfeld muss es nie sofort die perfekte Lösung geben, sondern auch minimale Anpassungen helfen uns weiter.

WIE SIEHT DEIN AUFGABENBEREICH AUS?

Mirjam: Tatsächlich gibt es keinen klar definierten Aufgabenbereich. Aktuell begleite ich drei Teams in zwei Produktwelten und bin dafür verantwortlich, dass sie effizient arbeiten können und zufrieden sind. Ich arbeite mit den einzelnen Teammitgliedern, mit dem gesamten Team, über Teamgrenzen hinweg und zwischen den Teams. Ich kann, so wie der Scrum Guide es vorgibt, nahe am Prozess vorgehen, kann aber auch in die Rolle einer agilen Beraterin reinrutschen und mit dem Team gemeinsam Ideen generieren.

Ich bin Moderatorin und gleichzeitig auch Mediatorin, um Konflikte im Team und zwischen den Teams zu lösen. Als Coach stoße ich Reflektion an, damit das Team von selbst und mit mir zusammen sich und seine Arbeit überdenkt. Darüber hinaus begleite ich auf strategische Ebene, dass die Teambedürfnisse mit dem Firmenbedürfnissen in Einklang sind und ggf. teamseitige oder organisationsbezogene Entwicklungsmaßnahmen initiiert werden.

Das Schwierige bei der Tätigkeit eines Scrum Masters ist, dass seine Erfolge und seine Wirksamkeit nicht an harten Faktoren gemessen werden können. Ich kann mich aber daran messen, ob ich das Team in seiner Produktivität und in seiner Effizienz unterstützen kann. Ich übernehme Aufgaben für mein Team, damit es keine Ressourcen dafür aufwenden muss, sondern sich auf seine Arbeit konzentrieren kann.

GIBT ES EINEN TYPISCHEN ARBEITSTAG?

Mirjam: Nein, zum Glück ist jeder Tag anders. Also grundsätzlich orientiert sich mein Tagesablauf an den (Regel-)Terminen der Teams. Ich muss jedoch offen dafür sein, was mein Team gerade beschäftigt und darauf reagieren können. Das können ganz kleine Dinge sein bis hin zu größeren Veränderungen, weil wir z. B. das Produkt neu ausrichten oder jemand das Team verlässt.

Gedanken-Experiment: Wenn es den Scrum Master nicht gäbe, dann würden seine Tätigkeiten vom Team übernommen werden, also würden Team-Ressourcen in Anspruch genommen werden. Dadurch wird das Team langsamer, die Produktergebnisse schlechter, vielleicht sinkt sogar die Zufriedenheit. Anpassungen an Verhaltensweisen und Prozessen würden erst dann gemacht werden, wenn die Akzeptanz überschritten ist oder Schmerzen entstehen. Auch die Proaktivität, Dinge zu ändern, zu reflektieren, voran zu gehen, würde ein bisschen abnehmen. Deswegen macht es Sinn, dass diese Rolle existiert.

IST DIE ARBEIT MIT MENSCHEN AUCH DAS, WAS DIR AM MEISTEN SPASS MACHT?

Mirjam: Ja, auf jeden Fall. Die Interaktion mit Menschen und auch dass ich einen Impact auf das Produkt habe. In der Umgebung, in der ich jetzt gerade bin, haben wir einen relativ hohen, agilen Reifegrad. Das heißt, dass grundsätzlich bei allen Mitarbeitenden ein Reflektionsverständnis vorhanden ist. Für sie ist es schon fast selbstverständlich, sie haben Lust drauf, sich zu bewegen, sich zu verändern. Und das ist total cool, weil wir nicht erst eine Hemmschwelle überwinden müssen, sondern bereit und offen für Veränderungen sind, und dann können wir an den tatsächlichen Problemen arbeiten.

Was auch wichtig ist – und das ist vielleicht auch der Unterschied vom Scrum Master zum Agile Coach bzw. zum Consultant – dass ich mein Team langfristig und kontinuierlich begleite. Angefangen von „Wir beobachten etwas oder wir erkennen eine Auffälligkeit“ bis hin zu „Wir lassen gemeinsam Iterationen fahren, um uns zu verändern“, gehen vielleicht noch mal zwei Schritte zurück, aber beobachten den gesamten Zeitraum, wie verändert sich mein Team, wie verändert sich der Outcome, wie verändert sich die Zusammenarbeit. Das ist total schön, zu sehen. Dass man also nicht nur gerufen wird, wenn Schmerzen da sind und danach wieder geht. Und was ich mag, ist, dass es nicht den einen Weg gibt bzw. nur der eine richtig ist.

Jede Interaktion mit einem Teammitglied oder mit einem Team ist anders. Man handelt immer situativ und bedürfnisorientiert. Ich habe oft erlebt, dass eine Maßnahme bei einem Team total gut greift und bei einem anderen Team funktioniert sie gar nicht.

WELCHE SKILLS HELFEN DIR HEUTE, IN DEINEM JOB DAS ZU TUN, WAS DU TUN MUSST?

Mirjam: Grundsätzlich ist es so, dass man empathisch sein sollte und gut zuhören kann, um Bedürfnisse der einzelnen Personen bzw. des Teams heraus zu spüren. Sowas kann man nicht lernen. Natürlich kann man sich das antrainieren, aber das muss, denke ich, in einem verankert sein.

Ich bin nahbar und verstehe mich genauso als Teil des Teams wie ein Entwickler. Darüber hinaus helfen z. B. insbesondere Kommunikations- und Vernetzungsfähigkeiten, eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und Abstraktionsfähigkeiten.

Im Studium habe ich viel darüber gelernt, wie Teams miteinander interagieren und wie ein einzelnes Individuum seine Bedürfnisse in einem gesamten Team platziert. Wie können wir das Miteinander ausgleichen, so dass jeder gehört wird. Auch Themen wie Konfliktmanagement und Mediation wurden gelehrt. Wie begleite ich Teams durch einen Change-Prozess. Wir leben ja ständig in Veränderung. Wie bekommt man Teams überhaupt dazu, sich verändern zu wollen?

Es ist aber nicht so, dass das, was ich im Studium gelernt habe, genau das ist, was ich 1 zu 1 umsetze. Ich lerne jeden Tag dazu und tausche mich mit anderen Scrum Master aus, hole mir Input von anderen und das hilft total weiter.

WAS MÖCHTEST DU JEMANDEM, DER AUCH SCRUM MASTER WERDEN MÖCHTE, MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Mirjam: Ich habe sehr interdisziplinäre Kollegen, d. h. du kannst dich aus verschiedenen Richtungen der Rolle annähern. Zunächst ist es gut, eine Ausbildung, ein Studium, einen Werdegang zu haben, der sowohl ein technisches oder prozessuales Verständnis als auch psychologisch didaktische Fähigkeiten stärkt.

IT sind nicht nur Nullen und Einsen. Lass dich nicht von der Branche abschrecken. Sie ist viel mehr als nur Coden. Du kannst deine Fähigkeiten und Skills überall einbringen.

Konzentrier dich darauf, worauf du Lust hast und was Du kannst. Du musst auch nicht alles können. Hauptsache du bist offen, empathisch und hast ein Grundverständnis von Methoden.

Du kannst selbst entscheiden, an welchen Stellen du mehr interagieren und tiefer einsteigen willst. Du kannst ziemlich viel selbst entscheiden, wo dich dein Weg hinbringen wird.

Und lass dich nicht abschrecken von irgendwelchen vagen Formulierungen in einer Stellenausschreibung. Mit deinen Fähigkeiten kannst du überall ein Impact leisten.

WOHIN SOLL DEIN WEG IN DER ZUKUNFT FÜHREN?

Mirjam: Das Schöne an der agilen Welt ist ja, dass man jeden Tag das machen kann, was man gerade für wichtig und notwendig erachtet und was einem Spaß macht und dass das morgen etwas ganz anderes sein kann als das gestern. Deswegen weiß ich gar nicht, was kommen wird und wo es mich hin entwickeln wird. Ich weiß, dass ich zu jederzeit eine Art Impact liefern kann und werde.

Hinweise

Das Interview führten Christiane Mantke und Torsten Busch von der JUG Saxony mit Mirjam Schönfeld am 19. Januar 2023. Wir bedanken uns für das freundliche Interview und die aufgebrachte Zeit.